Sommernächte unter Milchstraßenhimmel und Abkühlung im Bergsee

Mir schwelgte schon immer die Vorstellung im Kopf, große Fotodrucke mit dem Motiv der Alpen in der Hand zu halten. Am Besten ganz groß an der Wand, sodass man aus Distanz oder näherem Betrachten diese unglaubliche Natur sehen und schon fast fühlen kann. Detailvoll aber dezent. Um mir meine Vision zu verwirklichen, benötigte es ein gutes Kameraequipment, einen motivierten und sportlichen Wanderkumpanen und wenig Schlaf, da in den Sommermonaten die Zeit zwischen Sonnenuntergang und -aufgang sehr kurz ist. Mein Kumpel Philipp und ich beschlossen auf spontanem Wege auf 4 Reifen in die Alpen loszuziehen. Zuerst ging es in die Allgäuer Hochalpen. Einer der bekanntesten Orte ist wohl der Schrecksee. Gegen 17 Uhr unten im Tal angekommen ging es mit viel zu viel Gepäck auf dem Rücken auf einem erst noch geraden Weg los. Unser Ziel war es noch vor Anfang der goldenen Stunde oben zu sein, um mögliche Kompositionen zu finden und uns positionieren zu können. Bei um die 30°C war der Aufstieg mit Steigungen bis zu 46% und einem Rucksack schwerer als 20kg ein schweres Verfangen. Es ist kaum zu glauben, dass wir in rund 1800 Höhenmeter Ende Juli noch über ein Schneefeld laufen können. Aber der Erfrischung tat es seinen Zweck. Die Alpenkühe, die blühenden Pflanzen, die vielen Insekten, die Stille und die fantastische Aussicht erzielen trotz 1000m Höhe – die wir bisher hinter uns gelassen haben – einen ersten Erholungseffekt. Oben angekommen positionierten wir uns gleich für den Sonnenuntergang und konnten diesen wunderschönen Bergsee beim ersten Gipfelbier genießen.

Fotografieren auf dem Geröll im Sonnenlicht
Es musste schnell gehen: Stativ ausrichten und die Wolkenfärbung einfangen

Ich fing die Stimmung mit meiner Kamera ein und wir bereiteten uns auf die Nacht vor. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang konnte man am Himmel die Milchstraße mit dem bloßen Auge so klar sehen, wie nur an ganz wenigen Orten auf der Erde. Leider hatte ich bloß mein 30mm Objektiv Festbrennweite mit, wodurch ich eingeschränkt war, diesen Sternenhimmel abzulichten. Daher machte ich mehrere Panorama Aufnahmen. Herausgekommen ist trotzdem ein verwertbares Bild. (Rund zwei Wochen später habe ich daraus gelernt und mir gleich ein 16mm Sigma gekauft, um für zukünftige Sternefotografie vorbereitet zu sein).

Die Milchstraße über dem Kirchendach auf 1991m.
Eine Gämse steht in der Morgensonne auf einem Hügel.

Wenige Stunden später setze schon wieder die blaue Stunde ein. Dafür stieg ich noch ein wenig höher auf den Knappenkopf, wovon man auch den Blick Richtung Vilsalpsee hatte. Vorallem die sanften Farben von den angeleuchteten Bergen liesen meine Kamera einige Auslösungen machen. In der Morgendämmerung konnte man mehrere Gemsen beobachten, wie sie an den Hängen entlang gingen. Nachdem das Licht zu hart war und wir uns mit Essen gestärkt haben ging es am Rauhorn vorbei einen langen Abstieg zurück zum Ausgangsort.

Die Berge erscheinen in Silhouettenform in der blauen Stunde vor Sonnenaufgang.

Nachdem wir einen Tag Pause gemacht haben ging es weiter Richtung Österreich vorbei am Tannheimer Tal. Von Gramais führte unsre Route nun knapp 3h und 1040 Höhenmeter zum Gufelsee. Bei praller Sonne und dem Gefühl, dass der schwere Rucksack einen bei bis zu 65% Steigung mehr nach hinten zieht als man vorwärts tritt ließ uns die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn zaubern. Der Gufelsee war dann aber die große Belohnung, wobei der Bergsee unvorstellbar türkis und klar war – das beste Trink- und Erfrischungswasser nach dieser Wanderung. Auf dem Grat oberhalb des Sees hatte man einen wunderschönen Ausblick in beide Richtungen. Zuerst fotografierte ich den Sonnenuntergang am Gufelsee mit den grauen Felsplatten, an denen man die Plattentektonik sehr gut erkennen konnte. Später färbte die Sonne noch für einen kurzen Moment die Wolken auf der Gegenseite rosa ein, was einen schönen Kontrast zu der blauen Stimmung gab. Ich war zwar nicht vorbereitet, konnte aber trotzdem noch schnell ein Hochkant Panorama aufnehmen.

Eigentlich war die Sonne schon längst am Horizont verschwunden, doch einige Sonnenstrahlen ließen die weit oben stehenden Wolken rosa leuchten lassen.
Mit Taschenlampe geht es 4 Uhr am Morgen nochmal 300m höher auf die Kogelseespitze auf 2647m.

Am nächsten Morgen ging es gegen 4 Uhr nochmal 300m höher auf die Kogelseespitze. Von da aus hatte man einen einzigartigen Panorama-Rundumblick-Blick. Ich wusste in der Zeit, in der die Sonne langsam aufging, gar nicht, welche Kompositionen mir am besten gefielen und wohin ich die Kamera ausrichten sollte. Herausgekommen sind sehr viele verschiedene Bilder, die jeweils unterschiedliche Stimmungen darstellen. Auf den 2647HM trugen wir uns noch in das Gipfelbuch ein, stärkten uns an einem Bach am unteren Parzinnsee mit Brot und Marmelade und dann ging es über einige steile und bröselige Steinwege und –hänge sowie Schneefelder zurück am Kogelsee vorbei ins Tal zurück. Den darauf folgenden Abend verbrachten wir noch am Gufelsee, wo wir mit Bergblick bei mehreren bayrischen Bieren und einer Badeinheit die Woche ausklingen ließen.

Zwei Wanderer in den Bergen oberhalb vom Gufelsee.
Die Sonne bestrahlt am Morgen die hügelige Landschaft.

Zur Bild-Serie “Die Alpen im Panorama”: www.richsart.de/fotografie

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